BIOTOP-BEREICHE KULTUSHAFEN

In Anlehnung an die IGA 2027-Planungen des RVRs entwickelte der Autor den Biotope Begrenzungs- und Bereichsplan Kultushafen. Dieser gliedert sich in die vier Lebensräume A, B, C, und D. Grundlage der Gliederung sind die unterschiedlichen Standortfaktoren wie: Oberflächenstruktur, Beschaffenheit des Bodens, Exposition, Hochwassereinfluss und der darin entsprechend vorkommenden Arten aus Fauna und Flora. 

Quelle: Land NRW (2019) dl-de/by-2.0 (www.govdata.de/dl-de/by-2.0),  Zeichnerisch und schriftlich ergänzt Heinz Kuhlen
Quelle: Land NRW (2019) dl-de/by-2.0 (www.govdata.de/dl-de/by-2.0), Zeichnerisch und schriftlich ergänzt Heinz Kuhlen

Lebensraum A:  Hafen

Die mit Basaltblöcken und Pflastersteinen ausgemauerte Hafenmauer besitzt wohl den größten Artenreichtum der vier Lebensräume. Je nach Exposition (Lage zur Sonneneinstrahlung) hat sich in den Fugen zwischen den Basaltblöcken und Pflastersteinen eine große Vielfalt von Pflanzen angesiedelt. Maßgeblichen Anteil hat hier der Rhein mit den Hinterlassenschaften der häufiger auftretenden Rheinhochwasser. In dem reichlich abgelagerten Schwemmgut finden sich immer wieder Samenrückstände von Pflanzen aller Art. Haben sich diese erst einmal angesiedelt kommt es zur weiteren Verbreitung durch Vögel, Insekten und Wind. Besonders erwähnenswert ist eine am Kultushafen etablierte und nach der EU-weit gültigen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) geschützte Mauer-Eidechsenpopulation. Diese befindet sich auf der nördlichen Seite des Kultushafens und zwar auf der nach Süden zugeneigten Hafenmauer. Bei entsprechender Sonneneinstrahlung und Erwärmung der Basaltsteine tummeln sich auf einer Länge von zirka 150 Meter etliche Mauereidechsen.

Lebensraum A Hafen im Winter, während der Vegetationsruhe, Aufnahme-Datum: 31.01.2019. Im Kultushafen werden ganzjährig Reinigungen der Tanks von Tank-Leichtern durchgeführt.
Lebensraum A Hafen im Winter, während der Vegetationsruhe, Aufnahme-Datum: 31.01.2019. Im Kultushafen werden ganzjährig Reinigungen der Tanks von Tank-Leichtern durchgeführt.

Lebensraum B:   Gelände

Dieser Lebensraum weist unterschiedlich strukturierte Flächen auf. Das beginnt mit einer geschotterten Gleis-Trasse, asphaltierten Straßen, mit Platten gepflasterten Zuwegungen sowie wassergebundenen Platzflächen. Hinzu kommen noch die mit Bäumen bestandenen, stark beschatteten Wiesen- und Böschungsflächen sowie die Mauerflächen des Rheinparks. Entsprechend vielfältig und auf die extremen Standortfaktoren spezialisiert sind die dort vorkommenden Arten. Die siebenmal im Jahr durchgeführten Mäh-Gänge auf den Wiesenflächen zerstören auf der einen Seite die früh blühende Kraut-Flora, ermöglichen andererseits aber klein wachsenden Pflanzen sich in ihrem Lebensraum zu behaupten und auszubreiten. Im Interesse des Artenschutzes für bestäubende Insekten erfordert es von den Verantwortlichen der Park-Pflege, die Mäh-Gänge und Pflege-Arbeiten individuell und in Abhängigkeit der Blütenzeiten durchzuführen. 

Lebensraum B Gelände, Blick von der Straßenbrücke Wanheimer Str., deutlich erkennbar das stark strukturierte Gelände mit asphaltierten Straßen, wassergebundenen Flächen, geschotterte Gleitrasse, Rasen- und Gehölzflächen. Aufnahme-Datum: 16.04.2019
Lebensraum B Gelände, Blick von der Straßenbrücke Wanheimer Str., deutlich erkennbar das stark strukturierte Gelände mit asphaltierten Straßen, wassergebundenen Flächen, geschotterte Gleitrasse, Rasen- und Gehölzflächen. Aufnahme-Datum: 16.04.2019

Lebensraum C:  Eisenbahnbrücke

Der Lebensraum C, die Eisenbahnbrücke, durchschneidet ein unter dem Blatt 5096 Hochemmerich gelistetes Trittstein-Biotop, des Biotop-Verbundkonzeptes West, der Stadt Duisburg. Dieser Lebensraum umfasst die beidseitig des Rheins historischen Brückenfundamente und Pfeiler der 1. Eisenbahnbrücke von 1873. Die Eisenkonstruktion der Brücke von 1949 einschließlich der linksseitig des Rheins befindlichen 365 Meter langen Vorflut-Brücke. Es mag zunächst irritieren eine solche, aus Stahl, Natursteinen und Ziegelmauerwerk bestehende technische Anlage als einen Lebensraum zu bezeichnen, aber die dort durchgeführten Kartierungen und Bilddokumentationen beweisen das Gegenteil. So kommen auch hier an den Brückenpfeilern die streng geschützten Mauereidechsen vor, eine reiche Vogelwelt nutzt die Brücke als Nist- und Brutstätte und als Anflugstation. In den Ritzen und Fugen des Mauerwerks finden sich Kleinfarne, Kräuter und Gehölze. Flechten und Moose siedeln auf den unterschiedlichsten Flächen. Im Bereich der  Vorflutbrücke mit den 19 Ziegelgewölben wächst eine reiche Gras-, Kraut- und Gehölz-Vegetation.

Blick von Südwesten auf die Lebensräume C und D. Die Eisenbahnbrücke mit nur einem Teil der 19 Ziegelgewölbe. Im Vorfeld der Brücke das Gelände der ehemaligen Trajektanstalt.
Blick von Südwesten auf die Lebensräume C und D. Die Eisenbahnbrücke mit nur einem Teil der 19 Ziegelgewölbe. Im Vorfeld der Brücke das Gelände der ehemaligen Trajektanstalt.

Lebensraum D:  Rheinaue Rheinhausen

Das im Biotopverbundkonzept West der Stadt Duisburg liegende Trittsteinbiotop (s.o.), planerisch für Parkplätze und Zufahrtsstraßen für Besucher der IGA 2027 vorzusehen, dürfte wohl an der Unkenntnis der Planer über die Wertigkeit dieses wertvollen Naturraumes liegen. Als Retentionsraum für Hochwasser wird dieses Gelände häufig überschwemmt. Auf den in der Vergangenheit ausgekiesten Flächen sind für die Fauna wertvolle Wassersenken und Gehölzgruppen vorhanden. Ein Digitales Höhenmodell s.u. zeigt die Oberflächenstruktur der Rheinaue. Die durch Hochwasser abgelagerten Schlamm-Einträge führten über Jahre hinweg zu einer artenreichen Pflanzengesellschaft. Diese ist durch Grünland, Ruderal- und Pioniervegetation sowie durch stickstoffreiche Hochstaudenfluren gekennzeichnet. Angepachtet von einem Schäfer aus Neuss wird diese Rheinaue für eine Herde von Heidschnucken landschaftspflegerisch als Weidefläche genutzt. Der unmittelbar am Rhein liegende Ufer- und Spül-Saum aus Kies kann als Extrem-Standort bezeichnet werden. Der gesamte Naturraum ist nicht nur für die dort vorkommende Vogelwelt als Brut und Niststätte lebenswichtig. Auch die artenreiche Insektenwelt profitiert in hohem Maße von dem Blütenreichtum und der Samenproduktion der dortigen Vegetation.

Lebensraum D Rhein-Aue bei Rheinhausen, Blick vom Rheinufer auf den historischen Brückenturm von 1873. In dieser Breite verläuft in etwa der Planungsbereich zur IGA 2027. Aufnahme-Datum: 16.04.2019
Lebensraum D Rhein-Aue bei Rheinhausen, Blick vom Rheinufer auf den historischen Brückenturm von 1873. In dieser Breite verläuft in etwa der Planungsbereich zur IGA 2027. Aufnahme-Datum: 16.04.2019
Quelle: Stadt Duisburg Biotopverbundkonzept Blatt 5096. Erstellt 2008, erkennbar die Auskiesungsfläche, mittlerweile zugeschüttet.
Quelle: Stadt Duisburg Biotopverbundkonzept Blatt 5096. Erstellt 2008, erkennbar die Auskiesungsfläche, mittlerweile zugeschüttet.
Quelle: "Regionalverband, Ruhr CC BY-NC-SA 4.0" Das Luftbild zeigt die Auskiesungsarbeiten in der Rheinaue im Jahr 1995. Links im Bild eine Logport-Lagerfläche für Autos. Deutlich erkennbar auch die Hafenmole des Südhafen.
Quelle: "Regionalverband, Ruhr CC BY-NC-SA 4.0" Das Luftbild zeigt die Auskiesungsarbeiten in der Rheinaue im Jahr 1995. Links im Bild eine Logport-Lagerfläche für Autos. Deutlich erkennbar auch die Hafenmole des Südhafen.